Lehrfahrt des OGV Traitsching in einen „Garten der Zukunft“

Der diesjährige Ausflug des OGV Traitsching war zugleich auch eine Lehrfahrt und reichte von den Urzeiten der Erde bis zu einem Garten der Zukunft.

 

Die erste Station war die „König-Otto-Tropfsteinhöhle“ in Velburg, bei der wir tief in die Vergangenheit der Erde eintauchten. Die Höhle ist vor vielen Jahrmillionen entstanden und die wunderschönen Tropfsteinformationen lassen verwunschene Landschaften entstehen. So manch einer hat sich wohl vorstellen können, dass hier, 10 bis 30 Meter unter der Erdoberfläche, tatsächlich die Heimat der Zwerge sein könnte. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere von ihnen hinter einem Stalaktiten, (oder wars doch ein Stalakmit ?), hervorgelinst.

 

 

 Wieder am Tageslicht und in der warmen Sonne, die diesmal eine Wohltat nach der sommers wie winters 8°C kalten Höhle war, ging es zum Mittagessen mit regionaler bzw. Bioküche zum Gasthaus Winkler nach Alfershausen, wo wir hervorragend gegessen haben.

 

 

 

Frisch gestärkt machten wir uns auf zum Hauptziel unserer Reise, dem Garten von Bärbel Krasemann, vielen bekannt aus der Sendung Querbeet vom Bayerischen Rundfunk. Sie hat vor ca. 34 Jahren aus 8500 m2  Wiese eine Art strukturierten Waldgarten geschaffen. Unter hohen schlanken Bäumen, die lichten Schatten spenden, finden kleinere Bäume und andere Pflanzen den nötigen Sonnenschutz. Viele Pflanzen bekämen bei den Temperaturen und der prallen Sonne ohne Wolken der letzten Jahre einen Sonnenbrand, so Krasemann. Überhaupt ist der Klimawandel bei ihr ein ganz großes Thema. So gibt sie Tipps und Tricks welche Pflanzen für das zukünftige Klima geeignet sind und große Favoriten sind dabei die Pfahlwurzler, die ihre Wurzeln tief in die Erde schicken und somit immer noch an Wasser gelangen, auch wenn es lange  nicht regnet und die oberen Erdschichten schon trocken sind. Ein Beispiel dafür ist der Maronibaum, bzw. die echte oder Edelkastanie. Aus deren Früchten ließe sich Mehl herstellen für Brot, Kuchen und Pralinen, die mit zartem Schmelz auf der Zunge zergehen würden. Wer Bärbel aus ihren Beiträgen bei Querbeet kennt, weiß, dass das durchaus realistisch ist. Seit Jahren tüftelt und pröbelt sie in Ihrer Freiluftküche nach den besten Rezepten und Methoden, wie Pflanzen zu den leckersten Speisen verarbeitet werden können. Die Pflanzenwelt wird sich ändern.  Unser  Holler, so meint sie, wird sich nach Norden zurückziehen, da er ein Flachwurzler ist. Sie empfiehlt, nicht zu gießen, damit die Pflanzen ihre Wurzeln tief in die Erde schicken.

 

Um auch im heißeren Klima der Zukunft Essbares in ihrem Garten zu haben, nicht nur für sich, sondern auch für ihre Enkel und Urenkel, experimentiert sie mit Pflanzen aus anderen Ländern, wie Maulbeere, Kaki, Indianerbanane, Kiwis, und Obst, von dem wir noch nie gehört haben. Aber auch die Weintraube habe bei uns in Zukunft sehr gute Wachstumsbedingungen. Dabei nimmt sie in Kauf, selbst nicht mehr von diesen Pflanzen ernten zu können, da viele erst dann Früchte tragen werden, wenn nachfolgende Generationen den Garten einmal bewirtschaften werden. Die Kiwi brauche z. B. 16 Jahre bis sie erfolgreich Früchte trage.

 

 

 

Pflanzen, wie z. B. der Flachwurzler Rosskastanie, die von Insekten befallen werden, fühlen sich nicht oder nicht mehr wohl bei uns. Da sie durch die Trockenheit oder durch die starken Sonneneinstrahlung geschwächt seinen, befallen Insekten, in diesem Fall die Miniermotte, die Pflanzen.  Deshalb rät Krasemann den Wirt, also die Pflanze zu entfernen, und nicht die Insekten zu bekämpfen. Der Einsatz aller Gifte, sei es Herbizide, Fungizide oder Insektizide, wie Glyphosat, sei unverantwortlich. Spätschäden an den Genen über Generationen hinweg, sprich also verkrüppelte Kinder, seien die Folge. Das alles sei längst wissenschaftlich erwiesen. Jeder Mensch habe mittlerweile Glyphosat im Urin nachweisbar, welches nur eine leichte chemische Abwandlung des Kampfgiftes Agent Orange sei, dass die Amerikaner mit verheerenden Folgen in Vietnam eingesetzt haben. Hier wird Krasemann sehr emotional und man merkt ihr an, dass es ihr ein tiefes inneres Bedürfnis ist, mit ihrem Garten zu zeigen, dass es auch anders geht, ohne alle diese Gifte. Und das gelingt ihr auch. Mit ihrem Garten hat sie mit viel Arbeit ein Paradies erschaffen, in dem es Nahrung und Lebensraum für Menschen und Tiere gibt. Dabei ist es beeindruckend wieviel und was man alles in „Bärbels Garten“ essen kann. Und es ist auffallend, wie viele seltene und auch verschiedene Insekten es in ihrem Garten gibt.

 

 

 

Sie hat ihren Garten in elf verschiedene Bereiche eingeteilt. So gibt es z. B. einen  Gemüsegarten, einen Schattengarten, einen  Steingarten und einen Rosengarten. Rosen wüchsen am besten in Lehmboden. Dort brauchen keinen Spezialdünger und nur alle paar Jahre einen Schnitt. Überhaupt ist es ein Vorteil für uns, dass in Bärbels Garten Lehmboden vorherrscht, wie bei den meisten von uns Gartlern. Denn so können wir einige Tipps von der Gartenexpertin für uns mit  nach Hause nehmen.

 

 

 

Im Wassergarten gibt es drei Teiche, vom Krebsteich bis hin zum Schwimmteich, in denen  auch Ringelnattern und Frösche zu Hause sind. Den kleinsten und ersten davon hat Krasemann selbst von Hand ausgehoben, 1,70 m ist er tief. Und das bei schwerem Lehmboden, bei dem es nicht einmal eine Folie braucht, um das Wasser im Teich zu halten. Sie weiß also, wovon sie spricht. Einige Teilnehmerinnen meinten, wenn sie gewusst hätten, dass es hier Schlangen gibt, wären sie nicht mitgegangen. Krasemann lacht nur und meint, dass Schlangen sich toll anfühlen und auch gut schmecken würden. Auf einer früheren Reise hätte sie schon mal eine Würgeschlange auf den Schultern tragen dürfen. Überhaupt merkt man, dass diese Frau sehr aufgeschlossen, weitgereist und offen für Neues ist. Sie ist frei im Denken und sucht nach Lösungen, wo andere nur Jammern und sich Sorgen machen. Sie scheut auch keine Umstrukturierung und das Entfernen von Altem, wenn es nicht mehr passt. So hat sie erst neulich ihren wunderschönen Formengarten aus Buchsbaum radikal wegen des Befalls mit dem Buchsbaumzünzler entfernt. Ihrer Meinung nach, macht es keinen Sinn, Gifte gegen Insekten zu sprühen, nur weil es der Pflanze im hiesigen Klima nicht mehr gut geht. Zu wichtig ist ihr die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen.

 

 

 

Nach der ca. zweistündigen Führung ging es wieder heimwärts und sicherlich wird die eine oder andere Idee aus „Bärbels Garten“ auch daheim umgesetzt werden!

 

 

 

 

 

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